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Neufassung der Prüfungsordnung Schwimmabzeichen

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor wenigen Wochen hatten wir persönlich über das Thema „Neufassung der Prüfungsordnung Schwimmabzeichen“ gesprochen und Sie hatten darum gebeten, dass ich Sie über mein weiteres Vorgehen in diesem Zusammenhang informieren möge. Daher sende ich Ihnen heute das Schreiben welches ich ursprünglich an Dr. Andreas Hahn von der Uni Halle geschickt habe.

Ich möchte Sie bitten, den Text den Mitgliedern Ihrer Gremien zuzuleiten.

Vorweg ein paar Hinweise zu meinem „nassen Weg“.

Ich hatte das Glück, mit Ausnahme des Hochschulsports in allen Bereichen des Schwimmens ausführlich tätig sein zu dürfen. Zunächst als Leistungssportler im Schwimmen und Wasserball sowie als professioneller Rettungsschwimmer auf Sylt, danach zehn Jahre als Trainer dieser Sportarten und 35 Jahre als Sportpädagoge im niedersächsischen Schuldienst. Dort leitete ich nebenher einige Lehrerfortbildungen in Sachen Schwimmen und betreibe seit 1977 meine eigene Schwimmschule in Hamburg.

Meine Erkenntnisse zum Unfallgeschehen während der Rettungsschwimmerzeit nahm ich zum Anlass, mich sofort im staatlichen Schuldienst und später in der Schwimmschule vom konservativen Schwimmunterricht abzuwenden – ihn auf den Kopf zu stellen.

Oberstes Ziel war und ist eine möglichst frühe und vielseitige, dabei immer alters- bzw. entwicklungsgerechte Wassersicherheit, die es den Anfängern ermöglicht, die üblichen wassertypischen Notsituationen souverän und angstfrei zu meistern – also die Momente, an denen selbst erwachsene Normalschwimmer regelmäßig kläglich scheitern und anschließend in einer Unfallstatistik auftauchen.

Das Ziel wurde inzwischen von mehreren tausend Kindern bereits im Vorschulalter erreicht. Besonders deutlich macht das seit dem vergangenen Jahr ein neutrales Testverfahren zum Verhalten in brenzligen, wassertypischen Situationen. Sämtliche Inhalte und Ziele sind übrigens in jedem Unterricht, in jedem Bad und in jeder Altersgruppe völlig zeit- und kostenneutral anzuwenden. Es ist also keineswegs Hexenwerk, keine spleenige Idee oder ein theoretisches Denkmodel, sondern ein komplettes, bewährtes Konzept, welches bereits mehrsprachig in Büchern und Filmen sowie in unzähligen Vorträgen und Seminaren (inzwischen weltweit) unter dem Namen Aquapädagogik verbreitet wird. Mehr dazu unter www.aquapaedagogik.org oder www.bvap.de .

Das Ergebnis ist die oftmals auch von Fachleuten ungläubig bestaunte Sicherheit der Kinder – somit für alle beteiligten Lehrer, Eltern und unvoreingenommene Zuschauer eine bedeutsame Steigerung der Kindersicherheit. Dieser Meinung ist auch die Bundesarbeitsgemeinschaft „Kindersicherheit“, die unseren Bundesverband für Aquapädagogik –BvAP vor zwei Jahren ins Boot holte – trotz jahrelanger massiver Gegenwehr der DLRG, die offenbar um ihre vermeintliche Generalkompetenz fürchtete. Auf Seiten des DSV geschieht leider ähnliches, was bei vielen Pädagogen den Eindruck entstehen lässt, es gehe den so genannten gemeinwohlorientierten Schwimmorganisationen vor allem um Machterhalt und weit weniger um die Bewältigung der derzeitigen Misere im Bereich der Schwimmausbildung.

Auch halte ich es für wenig hilfreich, wenn angesichts mehrerer Ertrinkungsopfer an einem Wochenende des vergangenen Jahres allein der angebliche Leichtsinn der Opfer als Ursache genannt wurde – so, wie durch die DLRG für die Sensationspresse erklärt. Wäre es nicht parallel dazu angebracht, mindestens genau so vehement über sinnvolle Veränderungen des eigenen Schwimmunterrichts nachzudenken?

Doch was hat das alles mit der Neufassung der Prüfungsordnung für die Deutschen Schwimmabzeichen zu tun?

Oberflächlich sicher wenig! Bedenkt man jedoch, dass es sich hier meist um Kinder handelt, an die man bei Schaffung der Abzeichen Mitte der Siebziger einfach noch nicht gedacht hat, weil man in erster Linie das Schulschwimmen – damals meist zum Ende der Grundschulzeit durchgeführt – im Blick hatte, sollte eine aktuelle Betrachtung hilfreich sein.

Schwimmen bereits im Kindergartenalter zu unterrichten, hat längst den Hauch der Exotik verloren. Drei- bis Vierjährige können bereits seit vielen Jahren überall dort im Wasser zu Hause sein, wo speziell ausgebildete Personen mit dem nötigen pädagogischen Hintergrund in geeigneten Übungsstätten wirken können. Dabei steht ganzheitliches Lernen im Vordergrund, man möchte in dieser „ersten Schulzeit“ über das Schwimmen hinaus bei den Kindern die generelle Freude an jedem Lernen wecken. Auch wird versucht, ein wenig Zielstrebigkeit und Ausdauer zu fördern, wenn möglich, ohne dabei jeden kleinsten Lernfortschritt mit einem Extrabutton, einer Urkunde oder Medaille belohnen zu müssen. Man möchte also, dass die Kleinen ihre Fortschritte für sich selbst erkennen und gern weiter entwickeln wollen – um ein größeres Ziel erreichen zu können. Und dieses Ziel ist seit rund 40 Jahren als Seepferdchen bekannt und begehrt.

Ob die Fachleute es nun als mehr oder weniger sinnvolles Motivationsabzeichen oder auch als die Lizenz zum Ertrinken bezeichnen – Kindern und Eltern ist es wichtig. Das ist zunächst auch gut so, solange vor allem die Eltern über die damit verbundenen Gefahren eindringlich aufgeklärt werden. Alle Erwachsenen müssen wissen, dass ein „Seepferdchenkind“ noch lange nicht sicher schwimmen kann, es ist eben nur eine erste Zwischenstation erreicht.

Es scheint so, dass die allermeisten Fachleute diese Einschätzung teilen. Einigen fehlt leider (weil sie sich nur mit älteren Schulkindern befassen) das Verständnis für das Lernverhalten der jungen Vorschulkinder, die ihr Können noch an der bisherigen Gruppe, am bisherigen Schwimmbad und vor allem am vertrauten Lehrer festmachen und deshalb in neuer Umgebung im Extremfall den Eindruck erwecken, als wären sie erstmalig im Wasser. An der nächsten Station ein wenig einfühlsam und geduldig zu agieren, würde viel Druck von den Kindern nehmen und bei deren Eltern keine Vorurteile gegenüber dem Vereinssport entstehen lassen. Diesen Kindern stattdessen vorschnell den Stempel des Versagers einzubrennen, um gleichzeitig deren bisherigen Lehrern das sportpädagogische Unvermögen zu attestieren, hat bislang genug Kinderseelen gequält und ihre Eltern in Rage gebracht.

Sieht man die Fähigkeit des Schwimmens als Pädagoge zuerst im Hinblick auf Sicherheit, spätere Lebensqualität und weitere positive Nebeneffekte und nicht nur mit Tunnelblick auf das Sportschwimmen gerichtet, hält man die Forderung nach der Grobform einer Schwimmtechnik in Verbindung mit dem Verbot von Kombinationsübungen oder Freistilbewegungsformen im Hinblick auf frühe Wassersicherheit und vielseitige Schwimmausbildung übereinstimmend für pädagogisch unsinnig, für nicht kind- bzw. entwicklungsgerecht und erkennt darin letztlich auch keine Fortschritte für den Schwimmsport und das Rettungsschwimmen. Insofern fragt man sich, warum hier der DSV für alle Schwimmanfänger sofort eine unnötige Hürde aufbauen will, die unzählige junge Kinder (vorwiegend noch zurückhaltende, zögerliche und ängstliche Kinder) bis weit in die Grundschulzeit hinein eher abschrecken als motivieren werden. Und die Misere im Spitzensport wird dadurch sicherlich auch nicht beendet.
Pädagogen sehen ihre Aufgabe darin, Kindern im Schwimmunterricht zunächst gleichzeitig eine möglichst weitreichende Wassersicherheit, gepaart mit Freude am Wasser und an der Bewegung sowie dem Erwerb einiger wichtiger Sozialkompetenzen zu vermitteln. Schwimmen wird als Kulturwerkzeug für alle betrachtet, auch als Grundlage für sämtliche Wassersportarten und Basis für spätere Lebensqualität in Bezug auf das Freizeitverhalten. In welchen Bewegungsmustern geschwommen wird, ist im Basisbereich sekundär – alles, was zur individuellen Sicherheit und Freude beiträgt, ist zunächst erlaubt und wird erst später (mit fortschreitender Sicherheit und Konzentrationsvermögen) in sportgerechte Bahnen gelenkt, es wird also entwicklungsgerecht gelehrt, so, wie in allen anderen Lernbereichen.
Pädagogen erkennen weiterhin in diesem einzigartigen, weil in einem „anderen, nicht selten beängstigenden Element“ angesiedelten Fachbereich spezielle pädagogische Anforderungen. Denen wollen sie gern gerecht werden – sie wollen aber ausdrücklich nicht auf Kosten ihrer Schützlinge vordergründig als Talentlieferant des Schwimmsports fungieren.

Im Namen der besorgten Sportpädagogen richte ich daher im Hinblick auf zukünftige Schwimmgenerationen als Begründer der Aquapädagogik und BvAP-Präsident folgende Bitte an die beteiligten Verbände und Institutionen, insbesondere die KMK-Sport:
“ Lassen Sie bitte nicht zu, dass nur im Interesse des Sport- und Rettungsschwimmens für alle Schwimmanfänger zusätzliche Hemmschwellen installiert werden. Lassen Sie bitte nicht zu, dass sehr früh sicher und vielseitig schwimmenden Kindern die Belohnung verwehrt wird, weil sie (noch) nicht sportgerecht schwimmen. Verhindern Sie bitte, dass auf Grund der laut DSV angeblich vorgesehenen Änderungen viel Zeit mit überflüssigen Diskussionen zwischen frustrierten Kindern und Eltern sowie „Schwimmstilfetischisten“ unter Trainern, Schwimmmeistern und Lehrern vergeudet wird.

Bleibt noch der Hinweis auf ein Ärgernis, welches ebenso alt wie die aktuellen Schwimmabzeichen selbst ist: Die Anforderungen in Richtung Rettungsschwimmen beim „Goldabzeichen“, genauer gesagt das Transportschwimmen, die Selbstrettung sowie die einfache Fremdrettung.

Speziell dort, wo der inzwischen weit verbreitete Wunsch nach frühem Schwimmen erfolgreich umgesetzt und fortgeführt wird, stehen verantwortungsvolle Pädagogen immer wieder vor folgendem Dilemma: Sie haben zahlreiche Acht- bis Zehnjährige, die sämtliche Anforderungen des „Goldabzeichens“ mühelos bewältigen und verweigern ihren Schülern dennoch den Lohn ihrer Anstrengung: Sie befürchten zu Recht, den Kindern (und ihren Eltern) mit Ausgabe des Abzeichens zu suggerieren, sie könnten im Notfall einen Ertrinkenden retten. Es gehört wenig Phantasie dazu, sich die fatalen Folgen auszumalen.

Zahlreiche Kollegen fragen sich seit Jahren, warum Jugendliche, immer geschützt durch einen stählernen Käfig, diverse weitere Sicherheitselemente und einen Fahrlehrer an der Seite, erst als 17- Jährige mit dem Autofahren beginnen dürfen und warum man andererseits sehr viel früher zulässt, dass sich Kinder und Jugendliche im Wasser einer weitaus größeren Gefahr aussetzen können. Aus sportpädagogischer Sicht handelt es sich hier eindeutig um riskante Teilbereiche einer Spezialausbildung, die zu allem Überfluss die zwingend nötige Eigensicherung außer Acht lässt.

Sicherlich sollte man körperlich, geistig und vor allem psychisch gefestigte Jugendliche damit konfrontieren, um sie in Richtung Rettungsschwimmer auszubilden – unfertigen Kindern ist diese Verantwortung jedoch (noch) nicht aufzubürden. Das ist eine unverantwortliche Überforderung mit nicht abzuschätzendem Risiko.

Daher bietet die anstehende Neufassung der Prüfungsordnung Gelegenheit, die genannten Aufgaben entweder zu streichen und in die speziellen Rettungsschwimmabzeichen einzufügen oder sie zumindest durch geeignete Ersatzanforderungen mit „unverfänglichen Bezeichnungen“ zu ersetzen.

Beharrt man auf den Übungen zum Rettungsschwimmen, könnte man im Sinne der Fairness genauso gut auf die lustige Idee kommen, beispielsweise auch über die Einführung von Übungen des Kunstspringens, Wasserballspiels, Synchronschwimmens, Kenterübungen möglichst vieler Bootsklassen sowie Basisübungen des Tauchsports zu sinnieren – also unter dem Strich: Gleiches Recht für alle zu fordern! Weitaus realistischer erscheint da doch die Forderung, Spezialaufgaben generell aus dem gesamten kindlichen Basisbereich heraus zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Uwe Legahn

News

Neue Prüfungsordnung Schwimmabzeichen                           08.06.2015

Im Mai zunächst aufgeschreckt durch Artikel in zwei Fachzeitschriften (swim&more und swim.de), die im Zusammenhang mit der Neufassung der Prüfungsordnung darauf hinweisen, dass zukünftig …
die Begrifflichkeit Schwimmen mit der Formulierung Grobform einer Schwimmtechnik eindeutig beschrieben wird und damit Kombinationsübungen oder Freistilbewegungsformen wie hundeln obsolet sind
erreichen mich seitdem diverse Kommentare von Sportpädagogen, die sich beruflich intensiv mit der Schwimmausbildung von Kindern im Alter zwischen drei bis sechs Jahren sowie im Grundschulbereich befassen.
Im Duden wird der Begriff obsolet zwar mit anachronistisch, gestrig, unmodern, unzeitgemäß, verstaubt, veraltet sowie zahlreichen weiteren Begriffen gleichgestellt, keineswegs aber mit einem Verbotsbegriff in Verbindung gebracht. Die vielen aufgebrachten Kommentare dazu zeigten dennoch übereinstimmend, dass man hier das Wort „obsolet“ als Verbot verstehen musste, so, wie ich selbst auch.  Das es als Verbot gemeint war, wurde mir in einem Telefonat mit Wolfgang Lehmann aus der DSV-Zentrale bestätigt. Er wird im zitierten Artikel als einziger namentlich genannt.
Ganz anders die Auskunft von Detlev Meyer, Vizepräsident  der Schwimmmeister, der an den diesbezüglichen Sitzungen persönlich teilnahm: Er erinnerte sich, dass die meisten Teilnehmer gerade kein Verbot, sondern im Gegenteil, eine Lockerung der besagten Regeln anstreben. Seiner Organisation geht es zunächst ebenfalls um sicheres und weniger um sportgerechtes Schwimmen.
In der neuesten swim&more vom Juni ist nun ein „wichtiger Hinweis“ von Wolfgang Lehmann zu lesen: … “ Die Schwimmabzeichen … unterliegen dem Markenschutz. Nur Mitglieder des Bundesverbandes zur Förderung der Schwimmausbildung -BFS, Schulen, Unis, uniformierte Verbände und die Schwimmmeister sind autorisiert, diese Abzeichen zu nutzen.“ …
Handelt es sich hier um eine bewusste Fehlinformation oder sind die Kommunikationswege im DSV zu verworren? Der Geschäftsführer des BFS, Lothar Oberlehberg bestätigte mir noch einmal den Beschluss der BSF-Mitgliederversammlung vom vergangenen Herbst, der den BvAP berechtigt, die besagten Prüfungen abzunehmen und die Abzeichen auszugeben … und das sei unwiderruflich. Auch ließ er durchblicken, dass man innerhalb des BFS mit den DSV-Alleingängen keineswegs glücklich ist.
Nebenher konnte ich in den vergangenen Wochen zwei wichtige Repräsentanten der Kultusministerkonferenz-Sport kontaktieren. Sie bestätigten mir übereinstimmend, dass die inhaltlichen Arbeiten zu derartigen Regeländerungen weitestgehend von den betreffenden Sportverbänden vorbereitet und ausformuliert werden, um dann von den staatlichen Stellen mehr oder weniger „durchgewunken“ zu werden. Hier macht es also im Interesse der nächsten Schwimmanfänger Sinn, auch bei den staatlichen Seite am Ball zu bleiben.

Die irritierten Pädagogen halten die Forderung nach der Grobform einer Schwimmtechnik  in Verbindung mit dem Verbot von Kombinationsübungen oder Freistilbewegungsformen im Hinblick auf frühe Wassersicherheit und vielseitige Schwimmausbildung übereinstimmend für pädagogisch unsinnig, für nicht kind- bzw. entwicklungsgerecht und sehen darin letztlich auch keine Fortschritte für den Schwimmsport und das Rettungsschwimmen. Insofern fragt man sich, warum hier der DSV als größte gemeinwohlorientierte Schwimmorganisationen für alle Schwimmanfänger sofort eine unnötige Hürde aufbauen will, die unzählige Kinder bis weit in die Grundschulzeit hinein eher demotivieren als motivieren werden. Und die Misere im Spitzensport wird dadurch sicherlich auch nicht beendet.
Aus Sicht der Pädagogen besteht ihre Aufgabe darin, Kindern im Schwimmunterricht zunächst gleichzeitig eine möglichst weitreichende Wassersicherheit, gepaart mit Freude am Wasser und an der Bewegung sowie dem Erwerb einiger wichtiger Sozialkompetenzen zu vermitteln. Schwimmen wird als Kulturwerkzeug für alle betrachtet, auch als Grundlage für sämtliche Wassersportarten und Basis für spätere Lebensqualität in Bezug auf das Freizeitverhalten. In welchen Bewegungsmustern geschwommen wird, ist im Basisbereich sekundär – alles, was zur individuellen Sicherheit und Freude beiträgt, ist zunächst erlaubt und wird erst später (mit fortschreitender Sicherheit und Konzentrationsvermögen) in sportgerechte Bahnen gelenkt, es wird also entwicklungsgerecht gelehrt, so, wie in allen anderen Lernbereichen.
Daher will man weiterhin in diesem einzigartigen, weil in einem „anderen, nicht selten beängstigenden Element“ angesiedelten Fachbereich den besonderen pädagogischen Anforderungen gerecht werden und nicht vordergründig als Talentlieferant des Schwimmsports fungieren.
Zusammen mit den besorgten Sportpädagogen richte ich daher als Begründer der Aquapädagogik und BvAP-Präsident im Interesse der zukünftigen Schwimmgenerationen folgende Bitte an die involvierten staatlichen Stellen, insbesondere die KMK-Sport:
“ Lassen Sie bitte nicht zu, dass nur im Interesse des Sport- und Rettungsschwimmens für alle Schwimmanfänger zusätzliche Hemmschwellen installiert werden. Lassen Sie bitte nicht zu, dass  sehr früh sicher und vielseitig schwimmenden Kindern die Belohnung verwehrt wird, weil sie (noch) nicht sportgerecht schwimmen. Verhindern Sie bitte, dass auf Grund der vorgesehenen Änderungen viel Zeit mit überflüssigen Diskussionen zwischen frustrierten Kindern und Eltern sowie „Schwimmstilfetischisten“ unter Trainern, Schwimmmeistern und Lehrern vergeudet wird. “

Gern nehme ich an Diskussionen oder Anhörungen zum Thema teil.

Mit freundlichen Grüßen
Uwe Legahn
 

15.12.2014

REISEBERICHT CHINA 2014

China in 18 Tagen, ja, tatsächlich schon die dritte China-Ausbildungsreise innerhalb von nur dreizehn Monaten, also ziemlich verrückt. Nun sieben Städte im Osten und Nordosten des Riesenreiches, nämlich Shanghai, Suzhou, Ruian , Zhengzhou, Shenyang, Tianjin und Peking. Mit Ausnahme von Ruian, was nach chinesischen Maßstäben als ein „kleiner Vorort“ von Wenzhou mit nur knapp drei Millionen Einwohnern gilt, sind die übrigen Städte alles unvorstellbar große Megazentren mit Einwohnerzahlen zwischen acht bis knapp 30 Millionen Einwohnern – da werden europäische Metropolen schnell zu Dorfgemeinschaften. Wird man nach den Höhepunkten der Reise gefragt, huschen hunderte Wahnsinnserlebnisse und ebenso viele kleine Begebenheiten durch den Kopf. War es der Hinflug im Airbus A-380? Waren es die riesigen Hochhaussiedlungen, der vollkommen chaotische wie reibungslos funktionierende Straßenverkehr, die nachts phantastisch beleuchteten Citys, die Longmen-Grotten, der Shaolin-Tempel oder der Teemarkt in Shenyang, die verbotene Stadt in Peking oder der Ausflug auf der großen Mauer? Waren es die unvorstellbaren Menschenmassen in jedem Airport und Bahnhof? War es die lebensgroße eigene Karikatur als Pappkamerad oder das Begrüßungsbanner in jedem Eingangsbereich der sieben tollen Schwimmschulbäder oder die Seminare und praktischen Ausbildungen der jungen Schwimmschulteams, die alle eine beeindruckende Wissbegierigkeit zeigten? Waren es diverse Übungsstunden des „Ausländers“, die genau so abliefen wie in Beckedorf – sogar nahezu lautlos und in denen (warum wohl?!) bislang superänstliche Kinder plötzlich problemlos mitmachten? War es der freundliche und herzliche Umgang innerhalb der Teams, vom Chef bis zur Putzfrau? Oder war es die überwältigende Gastfreundschaft, die bis in die Verehrung und Hofierung des ausländischen Gastes reichte, von dem wirklich jeder ein gemeinsames Foto haben musste? Waren es die Unterkünfte, ausschließlich 4- oder 5-Sterne-Hotels? Waren es die Galaempfänge mit viel Presse- und TV-Auftrieb in ebensolchen Hotels, wiederum als Ehrengast hervorgehoben, interviewt und hundertfach mit allen Gästen abgelichtet? Waren es die Einblicke in die chinesische Geschichte, die mir der Dolmetscher in Zhengzhou gab – ein Jurist mit Doktortitel, im Hauptberuf Dozent für Verwaltungsrecht an der dortigen Universität? Waren es die durchaus reizvollen Widersprüche zwischen aktueller Maoverehrung, zur Schau gestelltem Reichtum, buddistischem Glauben und praktiziertem Kapitalismus? War es die Gewissheit, dass das Aquapädagogikbuch in Kürze gleich in zwei chinesischen Ausführungen (für Lehrer und Eltern) jeweils mit der DVD zur Veröffentlichen kommen wird – angeblich als erstes Buch zu diesem Thema in ganz China? Nein, ich kann beim besten Willen keinen Punkt hervorheben – kann nur dankbar sein und mich darüber freuen, dies alles erleben zu dürfen und bereits die nächsten Einladungen mit zurück gebracht zu haben. Der bisherige Blick durch´s Schlüsselloch auf dieses Riesenreich ist wahrlich großartig – und ich darf zukünftig noch mehr davon sehen, wieder als Einzelperson unter echten Freunden und nicht als herdenmäßig vorangetriebener Pauschaltourist. Ein wirklich großes Glück! Und weil Bilder mehr als viele Worte sagen, will ich versuchen, so schnell wie möglich eine Zusammenfassung von Fotos sowie eigenen und TV-Aufnahmen zu erstellen, um sie in unseren Schwimmschulen zeigen zu können.

 

 

 22.07.2014

Viele Ertrinkungsfälle sind vermeidbar!

 

Alle Jahre wieder: Sommerwetter, Badewetter, Schwimmkatastrophen!

Am 21. Juli wurde über 18 Wochenend-Badeopfer berichtet. Es folgt das kollektive Wehklagen der etablierten Schwimminstitutionen. Erneut sind alle anderen für die Misere verantwortlich – aktuell der angebliche Leichtsinn der Opfer, während man in den letzten Jahren meist das weiter zunehmende schwimmerische Unvermögen als Unfallursache benannte, das wiederum vorwiegend mit Bädersterben und finanziellem Mangel begründet wurde.Damit ist die Pflicht erfüllt, kann man sich entspannt zurück lehnen.

Fehlanzeige bei der Bereitschaft, Inhalte, Ziele und Organisation des eigenen Schwimmunterrichts auf den Prüfstand zu stellen. Vor dem Hintergrund der Schwimmsicherheit also großer Leichtsinn bei den Experten und weit weniger bei den Opfern!

Man erkennt zwar, dass sich zunehmend Schwimmschüler mangels vorheriger allgemeiner Bewegungs- und Wassererfahrung in ein für sie völlig unbekanntes, beängstigendes Element begeben. Aber gleichzeitig lässt man dabei selbst die elementarsten sportpädagogischen Grundsätze außer Acht, macht damit auch heute noch zögerliche Anfänger zu Unterrichtsopfern.

So bleibt oftmals speziell den jungen Menschen, die offensichtlich den größten Bedarf an Einfühlungsvermögen und pädagogischem Geschick, an Zuwendung, Verständnis und Geduld ihrer Ausbilder haben, der Lebens- und Freizeitraum Wasser lebenslang verschlossen. Diese Opfer wagen sich meist erst im Rentenalter – nach den ersten ernsthaften Rückenproblemen – erneut an das Schwimmen heran.

Nur eine kleine Gruppe Betroffener, die man getrost übersehen kann? Nein! Schwimmexperten sind sich weltweit einig: Jedem statistisch erfassten tödlichen Ertrinkungsfall sind mindestens hundert traumatisierte Unfallopfer und eine weit größere Zahl von ängstlich gewordenen, gemachten Antischwimmern hinzuzufügen. Diesem Personenkreis ist endlich Beachtung zu schenken.

Nur wenige aufrichtige Sportpraktiker, die sich von keinem Präsidium einen Maulkorb anlegen lassen, benennen die Misere. Stellvertretend für sie steht die Aussage des ehemaligen DSV-Olympiatrainers Ralf Beckmann aus dem aktuellen Aquapädagogik-Lehrfilm:

„Die Tatsache, dass in Deutschland immer mehr Kinder gar nicht oder nicht ausreichend zu sicheren Schwimmern ausgebildet werden, ist ein hochkarätiger Bildungsskandal mit zunehmend individuellen Todesfolgen. Dem kann gar nicht früh genug entgegen gewirkt werden, so wie es zum Beispiel in der Aquapädagogik propagiert und praktiziert wird.“

Es gibt also eine bewährte Alternative – man könnte etwas ändern, wenn man nur wollte.

Wäre man bereit, die eigenen Unterrichtskonzepte zu durchleuchten und über Reformen nachzudenken, wenn nötig alte Zöpfe abzuschneiden und einiges auf den Kopf zu stellen, wäre sogar eine kurzfristige Lösung des Problems machbar.

Doch vor allem im deutschsprachigen Raum klammert man sich bislang in den oberen Funktionärsebenen der gemeinwohlorientierten Schwimmorganisationen in seltener Eintracht an vermeintliche Generalkompetenzen, die es mit allen Mitteln zu verteidigen gilt. Neue Ansätze werden ignoriert oder bekämpft. Selbst die Aussicht auf wesentlich früher zu erkennende Talente führt zu keinem Sinneswandel.

Gleichzeitig wird auch aus den Führungsetagen des Sports heraus von den Sportlern immer mehr Aggressivität gefordert – was aus pädagogischer Sicht zweifelhaft erscheint. Nimmt man die Kindersicherheit ernst, ist es nötig, sich dafür zumindest offensiv einzusetzen und das Problem nicht hinter untertänigen Artigkeiten zu verschleiern. Auch ist eine besondere Rücksicht auf empfindsame Sportfunktionäre unangebracht, denen es bisher gelang, jede Kritik mit dem Hinweis auf Tonlagen, Stilfragen oder Formalien vom Tisch zu wischen.

Beispielsweise wurden von Seiten der Sportschwimmer unter dem Vorwand der Rezension Referatsmanuskripte und Lehrfilme zur Aquapädagogik angefordert und danach die zugesagten Veröffentlichungen verweigert. Die größte Rettungsschwimmorganisation teilte der Presse mit, dass man selbst nach einem Buch aus den fünfziger Jahren unterrichtet und ließ gleichzeitig feststellen, dass im neuen Aquapädagogikbuch keine neuen Erkenntnisse zur Aqupädagogik zu finden sind – einzig mit der Absicht, die Aufnahme des Bundesverbandes für Aquapädagogik -BvAP in die BAG Kindersicherheit zu verhindern.

Nicht nur böse Zungen fragen daher, ob man die eigenen Ausbilder durch imaginäre Scheuklappen vor neuem Gedankengut „beschützten“ oder gar entmündigen muss oder neue Ideen nur so lange unterdrücken will, bis man sie als eigene Erfindung heraus bringen kann. In jedem Falle geht derartiges Verhalten zu Lasten der Kindersicherheit, fordert weiterhin unnötige Opfer.

Aquapädagogik ist inhaltlich zunächst auf entwicklungsgerechtes, sicherheitsrelevantes Lernen fokussiert und lehrt die wenig kindgerechten Bewegungsmuster des Sportschwimmens erst im späteren Verlauf der Ausbildung. Die Kinder erlangen jedoch durch unbemerktes, in spielerischer Form gestaltetes und sehr intensives Gefahrentraining ihre vielfach bestaunte Wassersicherheit – und das bereits im Alter von drei bis fünf Jahren.

Die Schreckreflexumkehr steht dabei an erster Stelle. Sie bewirkt zuverlässig, beispielsweise bei einem plötzlichen Sturz ins Wasser so zu atmen, dass ein „verschlucken, husten, würgen“ mit daraus resultierender Panik die Betroffenen nicht zu Opfern werden lässt. Dieser Moment ist zweifellos nach wie vor mit weitem Abstand der häufigste Beginn von Ertrinkungsfällen.

Beim neu geschaffenen Watersafetytest wird der „Sturz ins Wasser“ unter realistischen, vergleichbaren Bedingungen simuliert.

Die Testpersonen haben drei, im Notfall überlebenswichtige Aufgaben zu erfüllen, welche

  1. das reflexartige Ausatmen beim Fallen und Eintauchen,
  2. die sofortige Orientierungsfähigkeit unter Wasser und
  3. direkt daran anschließend die Fähigkeit des passiven Schwimmens nachweisen sollen.

Der Watersafetytest macht einerseits die Sicherheit von vielfach noch unter- fünfjährigen Kindern, die nach dem Konzept der Aquapädagog ausgebildet wurden, offenkundig und zeigt ebenso, dass sie für „Normalschwimmer“ meist unerreichbar bleibt und nicht selten selbst Sport- und Rettungsschwimmern fehlt.

Aquapädagogik basiert auf einer über 40jährigen Erfahrung im Schwimmsport, im professionellen Rettungsschwimmereinsatz, im staatlichen Schuldienst und der Arbeit in einer großen Hamburger Schwimmschule. Fachbücher und Lehrvideos in mehreren Sprachen sowie weit über 100 Vorträge und Ausbildungsseminare in aller Welt verbreiteten das Konzept bis nach Südamerika, New Zealand und China.

Mehr zur Aquapädagogik, zu ihrem Erfinder Uwe Legahn sowie zu Filmausschnitten des Lehrfilms und des Watersafetytests unter www.aquapaedagogik.org.

Kontakt zu Uwe Legahn per Mail unter autor@aquapaedagogik.org .

 

Bädersterben einmal anders betrachtet:

Innovative Gegenwehr und Antworten für den Fall der Niederlage.

Wenn die Existenz eines Schwimmbades zur Disposition steht, setzen regelmäßig kollektives Wehklagen und Schuldzuweisungen an alle anderen ein. Mit dem Ziel, das Kulturgut Schwimmbad als besonders förderungs- und erhaltenswerte Einrichtung für unsere Gesellschaft herauszustellen, wurde im Jahr 2010 von den etablierten Schwimmorganisationen das „Aktionsbündnis Pro Bad“ gegründet. Dem betroffenen Beobachter zeigt sich hier leider das gleiche Bild: Es werden vorwiegend die Versäumnisse der anderen angeprangert – es mangelt an der Bereitschaft, „in den eigenen Laden zu schauen“, so wie es bereits 2006 der ehemalige DSV-Nationaltrainer Ralf Beckmann anmahnte. Unter diesen Umständen wird man weiterhin zuschauen müssen, wie munter umgewandelt, privatisiert, stillgelegt oder abgerissen wird.

Die Erfahrung zeigt, dass es im Kampf um den Baderhalt für „schließungswillige“ Kommunalpolitiker oder Kämmerer einen großen Unterschied macht, ob sie sich einer unmotivierten Laufkundschaft oder einer entschlossenen Schar engagierter Stammkunden gegenüber sehen, die mit allen erlaubten Mitteln für die Existenz ihres Bades kämpfen will. Ich bin davon überzeugt, dass viele Bäder nur dann überleben werden, wenn sie attraktive, regelmäßige und nachhaltige Angebote für Eltern und Kinder bereitstellen können – im Sinne einer langfristigen engen Kundenbindung ganzer Familien.

Als inhaltliche Lösung bietet sich die Aquapädagogik an, das die Wassersicherheit von Kindern entscheidend steigert. Das Konzept wird seit vielen Jahren propagiert, erfolgreich praktiziert und in Büchern und Filmen präsentiert.

Zum langfristigen Erhalt der Bäder tragen vereinzelte Show-Events (z. B. Kino im Pool), kurzlebige Trendsportangebote und Gelegenheitsaktivitäten nicht wirklich bei. Als Highlights durchaus wirksam, werden sie kaum ein ansonsten langweiliges, inhaltsleeres Allerweltsangebot in einem in die Jahre gekommenen 08/15-Bad überstrahlen können.

Hinzu kommt, dass Goldener Plan und goldene Zeiten sowie der Status „Arme-Leute-Sport“ in Bezug auf das Schwimmen längst Vergangenheit sind. Im Bewusstsein der aufgeklärten Bürger ist das Schwimmen heute die teuerste  Kernsportart – weniger für den einzelnen Besucher als vielmehr für die Allgemeinheit -, weil sie nun mal den allergrößten finanziellen Aufwand für ihre Sportstätten benötigt. Auch erkennt man heute ganz allgemein den Wert des Schwimmunterrichts, vor allem hinsichtlich des Aspekts Kindersicherheit. Man sieht ihn als grundlegende Basis für alle anderen Wassersportarten sowie als Tor zu mehr Lebens- und Freizeitqualität – und weniger als Talentlieferant des Schwimmsports.

Wenn man sich jedoch im heimatlichen Schwimmbad aus unterschiedlichen Gründen nicht gut aufgehoben fühlt – vielleicht sogar erlebt, dass der erste Schwimmunterricht immer noch nach Uraltmethoden begonnen und nur für vermeintliche Talente fortgeführt wird –, sieht man den so genannten „Gemeinwohlorientierten Sport“ fortan in einem anderen Licht. Die Ursache für den unverantwortlichen Teilunterricht ist der Öffentlichkeit kaum bekannt: Übungsstunden werden immer mehr nach den Erfolgen im Leistungssport vergeben – eine Zwickmühle für die Sport- und Rettungsorganisationen. Im Ergebnis spielt dort der Unterricht nicht selten die Rolle des ungeliebten fünften Rads am Wagen, das nur Platz beansprucht und „zu wenig einbringt“.

Dieser Punkt birgt noch weitere Gefahren: Erstens gehen in Folge dieser pädagogisch unsinnigen Praxis nicht nur viele abgeschreckte und frustrierte Kinder, sondern auch deren Familien verloren – und zwar bereits vor der Türschwelle des Schwimmsports, nicht selten sogar jedes organisierten Sports. Diese Gruppe wendet sich also nicht Jahre später vom Sport ab – viel schlimmer: sie taucht dort gar nicht erst auf!

Zweitens sollte man sich immer wieder daran erinnern, wer die Hauptlast des deutschen (Schwimm-) Sports trägt. Sie wird nach wie vor von unzähligen ehren- oder nebenamtlichen Übungsleitern geschultert, die mit unendlichem Idealismus den nächsten Generationen dienen. In den allermeisten Fällen sind es diejenigen, die in ihrer Jugend keineswegs mit Talent gesegnet waren, sondern sich ebenso „talentfrei“ wie ehrgeizig und beharrlich bis in die Liga „Ferner wurden an Land gespült“ durchgekämpft haben und diese wertvolle Lebenserfahrung nun an ihre Schützlinge weitergeben. Da erscheint die Prognose einleuchtend, dass sich der Übungsleitermangel langfristig noch weit mehr dramatisieren wird, wenn man weiterhin normal veranlagten Kindern mittels unsozialen Aussortierens den Zugang zum Sport verwehrt.

Allein aus diesen Gründen sollten im „eigenen Laden“ schleunigst alte Zöpfe abgeschnitten und die Weichen auf Zukunft gestellt werden – vorausschauend auch in den Bädern, in denen heute das Thema Schließung (noch) keine Rolle spielt.

Als Realist wird man erkennen, dass selbst mit besten inhaltlichen Reformen nicht jedes Bad vor dem Aus zu retten ist – in vielen Fällen deshalb nicht, weil die vorhersehbaren Renovierungskosten schnell in die Millionen klettern, was die Kommunen überfordert.

Da bietet sich jedoch eine Alternative an:

Man nehme mit „nur“ rund einer Million Euro einen Teilbetrag des ansonsten nötigen Etats und baue damit ein Kleinbad, das sich selbst im privatwirtschaftlichen, „kommerziellen“ Bereich rechnet.

Im Süden Hamburgs ist seit einem Jahr ein derartiges Bad in Betrieb. Es ist im 10-Km-Umkreis von fünf Normalschwimmbädern umgeben und für die Schwimmschule DELPHIN gebaut, in der die Aquapädagogik entwickelt wurde. Private Investoren, Bäderbetriebe und Kommunalpolitiker aus dem In- und Ausland staunen seither vor allem über folgende Aspekte:

  • Der Betrieb wird, mit Ausnahme eines geringen EU-Baukostenzuschusses, durch keinerlei öffentliche Zuwendungen unterstützt.
  • Es wurde bereits im ersten Betriebsjahr auskömmlich bewirtschaftet.
  • Das Bad ist täglich von 8.00 bis 21.30 ausschließlich durch Gruppenunterricht belegt.
  • Annähernd Tausend Gäste besuchen das Bad wöchentlich – hauptsächlich in den Bereichen Baby- und Kinderschwimmen sowie Aquafitness.
  • Familiengerechte Angebote bewirken langjährige Kundenbindungen.
  • Alle Gäste unterzeichnen mindestens Halbjahresverträge.
  • Dank hausinterner, exzellenter Ausbildung wird das Personal entsprechend gut bezahlt.
  • Unterricht im Sinne der Aquapädagogik ist hier seit 35 Jahren gängige Praxis.

Der Erfolg: Kinder lernen sehr früh sicheres und vielseitiges Schwimmen, sind weit vor dem Schuleintritt im Wasser zu Hause und haben dann bereits eine Wassersicherheit erlangt, die normalen Alltags- und „Pseudoschwimmern“ unerreichbar bleiben wird.

Nebenbei bemerkt: Die entscheidenden, andersartigen Inhalte der Aquapädagogik lassen sich im Unterricht jeder Altersgruppe und in jedem Bad als zusätzliche Lebensversicherungen zum Nulltarif integrieren! Das heißt: Die Kindersicherheit ließe sich überall entscheidend verbessern – und das völlig kostenneutral. Man müsste lediglich ein wenig Lernbereitschaft und Interesse an neuen Entwicklungen einbringen.

Letztlich wäre angesichts klammer Kassen in den Kommunen abzuwägen:

Renoviert man ein heruntergekommenes Bad mit riesigem Aufwand? Macht man es ersatzlos zu – mit allen bekannten negativen Folgen? Oder setzt man einen bedeutend geringeren Betrag für die Errichtung eines Kleinbades ein? In diesem Fall würde ein enormer Zuwachs an Kindersicherheit entstehen. Zusätzlich wären mit Hilfe der Aquafitness angesichts des demographischen Wandels in Sachen Prävention und Reha gleichwertige Erfolge für die ältere Generation machbar.

Uwe Legahn ist Sportpädagoge mit über 35 Jahren Praxis im staatlichen Schuldienst, im Leistungssport Schwimmen und gleichzeitig in seiner privaten Schwimmschule in Hamburg. Den Begriff der AquaPädagogik kreierte er 2000 in seinem ersten Buch „Im Wasser zu Hause“. Er ist Leiter der DELPHIN-Akademie für Aquapädagogik (DAAP) in Hamburg sowie Initiator und Präsident des Bundesverbandes für Aquapädagogik (BvAP).

Uwe Legahn hat ein umfangreiches Lehrfilmprojekt zur Aquapädagogik fertiggestellt. Es wurde bereits ins Englische übersetzt, 14 weitere Sprachvarianten sind aktuell in Arbeit. Der Film wurde im Juni 2012 durch die deutsche Gesellschaft für Pädagogik und Information e. V. (GPI) – im Rahmen des EU-unterstützten Comenius-EduMedia-Wettbewerbs – mit dem Comenius-Siegel für pädagogisch, inhaltlich und gestalterisch herausragende Bildungsmedien mit hoher didaktischer und medialer Qualität ausgezeichnet.

Den Trailer zum Film findet man auf der Startseite, Infos und Fotos zum neuen Schwimmschulbad unter www.schwimmschule-delphin.de.